Der 86-jährige Bruno Peyer braucht nicht lange studieren, wenn er den sehr zahlreich zu seiner ersten Vernissage erschienen Besucher:innen sein Geheimnis erläutert, wie Karikaturen entstehen: «Beobachtet einfach einmal ein Kind, wie es zeichnet», führt Peyer aus, «es zeichnet, was es weiss und nicht, was es sieht. So einfach ist das. Man muss beim Zeichnen einfach möglichst wenig denken – und diese Fähigkeit lange beibehalten.» Sagt es und zaubert nebenbei bereits die erste Karikatur aufs Papier. Selbstverständlich wäre es vermessen, seine Karikaturen mit Kinderzeichnungen zu vergleichen. Auf keinen Fall. In seinen Zeichnungen handelt es sich oft um Wortspiele und humorvollem Festhalten von aktuellen Ereignissen. Peyer spielt dabei mit der Sprache im Allgemeinen und Wörter im Speziellen, greift Themen aus dem Leben auf und bringt Kirchliches wie Politisches knackig auf den Punkt. Mit ein paar wenigen Strichen schafft es der pensionierte Lehrer auch heute noch, die wesentlichen Inhalte seiner Botschaft leicht übertrieben, etwas eigen und doch auf humoristische Art darzustellen. Im Zweifel helfen ein paar Worte, um dem Betrachter die Botschaft unmissverständlich zu vermitteln. Der Pädagoge will schliesslich auch heute noch auf Nummer sicher gehen.
In Landquart aufgewachsen
Die Zeiten sind nicht mehr wie früher. Und auch die Rollen sind verändert. Nicht Bruno Peyer hat das Zepter in der Hand, sondern Andreas Thöny, der Präsident des Vereins LandquartKultur. Der ehemalige Schüler von Peyer betont, dass er schon früher die Illustrationen in den Lehrmitteln von Peyer bewundert habe und «überhaupt stets gerne» bei Peyer zur Schule ging. Der rüstige Bruno Peyer konterte mit einem Augenzwinkern, dass es schön sei, wenn diese Erkenntnis seines ehemaligen Schülers so spät doch noch gekommen sei. Früher, ja früher sei es in Landquart schon noch anders gewesen. Aufgewachsen im Chalet Alpina war Peyer an der Quelle, wenn es darum ging, zu prüfen, was die Leute in der nebenan liegenden Sammelstelle alles entsorgten. Aus dem «Depot-Grümpel» wurden Spielsachen entwickelt und allerlei sinnvolle und weniger sinnvolle Geräte gebastelt. «Frau Kalberer heisse die Kindergärtnerin? Kommt nicht in Frage. Zu einem Kalb gehe ich nicht,» soll er seinen Eltern erklärt haben. Seine Linie zog er durch und verweigerte schlicht den Dienst am Kindergarten. Erschwerend kam hinzu, dass Bruno Peyer vor lauter basteln eh kaum Zeit dafür gefunden hätte. Schliesslich musste er seine Welt entdecken. Später dann holte ihn im Unterbewusstsein das schlechte Gewissen der kindlichen Dienstverweigerung vielleicht ein. Über 1’100 Tage verbrachte der Nachrichten-Offizier im Militär. Dabei blieb immer wieder Zeit, sich seinen Illustrationen zu widmen und sein zeichnerisches Können regelmässig zu schulen.
Anekdoten aus früheren Zeiten
Bruno Peyer kam ins Element, als er verschieden Anekdoten zum Besten gab: Wer kennt ihn noch, den ‘Pille-Hitsch’? Dieser durfte noch eintreten, wann und wo er wollte und auch ohne vorgängig anzuklopfen. Schliesslich war er DER Doktor. Einmal hingegen verletzte sich der junge Bruno Peyer derart am Knie, dass er doch der Meinung war, nun sei ein Besuch beim Arzt erforderlich. Eine Behandlung wurde dann allerdings verweigert. «Was, diese Verletzung? Da brauchen wir nichts zu unternehmen. Einfach etwas ‘drüber brünzeln’, dann wird das schon wieder.» Zeiten waren das. Da konnten die Jungs noch Karbid-Bomben bauen und die Wirkung an ‘Gügg’s Hinter’ für einen Franken eins zu eins testen. Bruno Peyer hätte (und hatte) noch einiges mehr zu berichten über das ehemalige Landquart und die damaligen Zeiten. Das Publikum hätte weiterhin fasziniert zugehört. Doch die Zeit blieb auch an diesem Abend nicht stehen und so eröffnete der Präsident Andreas Thöny formell und würdig die Ausstellung, begleitet von «himmlischer Musik», welche der Musiker Urs Itin auf seiner Trompete spielte.
Ausstellung täglich von 8 – 18 Uhr geöffnet
Bis Sonntag, 11. Juni 2023 können die Kunstwerke nun im katholischen Pfarreizentrum in Landquart bestaunt und zum Kauf reserviert werden. Der Erlös der Bilder, je CHF 40.- inkl. Rahmen, wird vollumfänglich dem Verein LandquartKultur zugutekommen. So kann sich dieser weiterhin und verstärkt dafür einsetzen, dass das kulturhistorische Erbe der Gemeinde sichtbar gemacht und das kulturelle Schaffen in der Gemeinde gestärkt und gefördert wird.







